DGB-Jugend Baden-Württemberg / Steve Debenport (iStock)
Zum zweiten Mal nach 2015 konnten wir 2017 einen eigenen Ausbildungsreport für Baden-Württemberg erstellen. Über 1300 Auszubildende aus 23 der 25 häufigsten dualen Ausbildungsberufe gaben Auskunft über die Qualität ihrer Ausbildung.
Zentrale Ergebnisse
Erfreulicherweise können wir durch die Befragung der Azubis erneut feststellen, dass der überwiegende Teil der Auszubildenden in Baden-Württemberg mit der Ausbildung zufrieden ist. Es gibt aber auch hier teils gravierende Mängel: Verstöße gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz, das Berufsbildungsgesetz oder ausbeuterische Verhältnisse gehören in bestimmten Branchen für viele Jugendliche zum Ausbildungsalltag.
Die sogenannten Schlusslichter des Ausbildungsreports unterscheiden sich nicht von denen des Bundesreports. Auch in Baden-Württemberg wird durch die Befragung sichtbar, dass die Lehrstellen, die am wenigsten nachgefragt werden und die höchsten Abbruchquoten aufweisen, mit die stärksten Mängel bei der Ausbildungsqualität aufweisen. Konkret geht es um Ausbildungen im Hotel- und Gaststättengewerbe, im Lebensmittelhandwerk und im Maler- und Lackiererhandwerk. Die DGB-Jugend mahnt die Verantwortlichen der betroffenen Branchen: Sorgen Sie für eine hochwertige Ausbildung, GUTE ARBEIT und Aufstiegschancen! Dann wird es auch gelingen, Jugendliche nachhaltig als Fachkräfte zu gewinnen. Der Gesetzgeber ist zudem dazu aufgefordert, die rechtlichen Rahmenbedingungen im Sinne der Auszubildenden zu verbessern. Wir brauchen immer noch eine Reform des Berufsbildungsgesetzes!
Den vollständigen Ausbildungsreport Baden-Württemberg 2017 gibt es unten zum Download.
Es gibt klare Unterschiede zwischen den einzelnen Ausbildungsberufen. Während typische käufmännische und Industrieberufe in der Regel gut bewertet werden, gibt es vor allem bei den Berufen im Hotel- und Gaststättengewerbe im Gesundheitsbereich oder in Teilen des Handwerks große Mängel.
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Die schlechten Bedingungen dürcken sich auch in der Vertragslösungsquote aus. Wo Qualitätsmängel Alltag sind, brechen Auszubildende ihre Ausbildung deutlich häufiger ab, wechseln also den Betrieb oder den Ausbildungsberuf.
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Jede_r dritte Azubi bekommt keinen betrieblichen Ausbildungsplan vorgelegt. Damit fehlen wichtige Informationen zur Ausbildung und die einzelnen Elemente bleiben den Auszubildenden unklar.
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Nur bei gut einem Drittel der Auszubildenden, die ihren Ausbildungsplan gut oder sehr gut kennen, wird der Ausbildungsplan immer eingehalten. Damit fehlen vielen Azubis möglicherweise wichtige Kenntnisse, die sie zum Bestehen ihrer Prüfungen und im späteren Berufsleben benötigen.
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Immer wieder üben Auszubildende ausbildungsfremde Tätigkeiten, werden also z.B. permament zum Putzen abgestellt oder sollen den Wagen vom Chef waschen. Die Zeit, die sie damit zubringen, fehlt bei der eigentlichen Ausbildung.
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Gut 43% aller Befragten müssen regelmäßig über ihre reguläre Arbeitszeit hinaus arbeiten. Überstunden sind in der Ausbildung aber zu vermeiden, denn die Auszubildenden sind da um zu lernen und nicht primär um gewinnbringend tätig zu sein. Die Ausbildung als Lernverhältnis darf nicht als Ersatz für reguläre Beschäftigung dienen!
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Besonders problematisch sind Überstunden bei minderjährigen Auszubildenden. Eine Arbeitszeit von mehr als 40 Stunden in der Woche ist für Minderjährige gesetzlich verboten, bei jedem zehnten Azubi unter 18 ist das aber üblich. Jeder einzelne Fall ist ein Gesetzesverstoß!
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Betriebs- und Personalräte sowie Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) sind meist die ersten Ansprechpartner für Azubis, wenn diese im Betrieb Probleme haben. Daher zeigt sich auch, dass die Zufriedenheit mit der Ausbildung in den Betrieben höher ist, die über eine betriebliche Interessenvertretung verfügen.
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Die Sonderauswertung zur Qualität der Berufsschulen zeigt strukturelle Defizite auf. Wo es an moderner Ausstattung fehlt, Klassen zu groß sind oder die Abstimmung zwischen Berufsschulen und Betrieben nicht gut läuft, sort ist auch die Qualität des Unterrichts niedriger. Kommunen und Länder sind also gefragt mit besserer materieller und personaller Ausstattung die Berufsschulen zu unterstützen.
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