DGB-Jugend BaWü
Erstmalig konnten wir 2015 einen eigenen Ausbildungsreport für Baden-Württemberg erstellen. Über 2000 Auszubildende aus 23 der 25 häufigsten dualen Ausbildungsberufe gaben Auskunft über die Qualität ihrer Ausbildung.
Zentrale Ergebnisse
Erfreulicherweise können wir durch die Befragung der Azubis feststellen, dass der überwiegende Teil der Auszubildenden in Baden-Württemberg mit der Ausbildung zufrieden ist. Es gibt aber auch hier teils gravierende Mängel: Verstöße gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz, das Berufsbildungsgesetz oder das Arbeitszeitgesetz gehören in bestimmten Branchen für viele Jugendliche zum Ausbildungsalltag.
Die sogenannten Schlusslichter des Ausbildungsreports unterscheiden sich nicht von denen des Bundesreports. Auch in Baden-Württemberg wird durch die Befragung sichtbar, dass die Lehrstellen, die am wenigsten nachgefragt werden und die höchsten Abbruchquoten aufweisen, mit die stärksten Mängel bei der Ausbildungsqualität aufweisen. Konkret geht es um Ausbildungen im Hotel- und Gaststättengewerbe, im Lebensmittelhandwerk und im Maler- und Lackiererhandwerk. Die DGB-Jugend mahnt die Verantwortlichen der betroffenen Branchen: Sorgen Sie für eine hochwertige Ausbildung, GUTE ARBEIT und Aufstiegschancen! Dann wird es auch gelingen, Jugendliche nachhaltig als Fachkräfte zu gewinnen.
Den vollständigen Ausbildungsreport Baden-Württemberg 2015 gibt es unten zum Download.
Es gibt klare Unterschiede zwischen den einzelnen Ausbildungsberufen. Während typische käufmännische und Industrieberufe in der Regel gut bewertet werden, gibt es vor allem bei den Berufen im Hotel- und Gaststättengewerbe im Gesundheitsbereich oder der Lebensmittelhandwerk große Mängel.
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Fast ein Drittel der befragten Azubis wird nur manchmal, selten oder sogar nie von einer_einem Ausbilder_in betreut. Sie sind dann auf die Hilfsbereitschaft von Kolleg_innen angewiesen, was aber nicht die Qualität sicherstellt, Ausbildungsinhalte können unvollständig oder gar nicht vermittelt werden.
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Über 40% aller Befragten müssen regelmäßig über ihre reguläre Arbeitszeit hinaus arbeiten. Im Hotel- und Gaststättengewerbe sind es sogar zwischen zwei Dritten und drei Viertel der Befragten. Überstunden sind in der Ausbildung aber zu vermeiden und Ausgleichsregelungen sind bei fast jeder_jedem Vierten unklar oder gar nicht vorhanden. Die Ausbildung als Lernverhältnis darf nicht als Ersatz für reguläre Beschäftigung dienen!
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Besonders problematisch sind Überstunden bei minderjährigen Auszubildenden. Eine Arbeitszeit von mehr als 40 Stunden in der Woche ist für Minderjährige gesetzlich verboten, bei rund jeder_jedem siebten Azubi aber üblich.
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Die Abbruchsquoten in den einzelnen Ausbildungsberufen spiegeln die Ergebnisse des Ausbildungsreports wider: In den Berufen, in denen die Bedigungen häufig schlecht sind, wird die Ausbildung häufiger frühzeitig abgebrochen. Die betreffenden Branchen sollten deshalb lieber an der Qualität ihrer Ausbildung arbeiten, anstatt sich über vermeintlich fehlende "Ausbildungsreife" oder den Fachkräftemangel zu beschweren.
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